Bücher

Dem Himmel näher als anderswo

Leseprobe:

Die Ballade der Straßenkinder von La Paz

Euch hat das Schicksal verschlagen,
ihr seid heimatlos, ehrlos und wehrlos,
ihr habt Hunger, wenn ihr nicht nehmt, was euch nicht gehört.

Die Großstadtstraßen sind eure Bleibe,
da kennt ihr euch aus.

Ihr kennt die Häuser der Reichen,
nistet euch in ihren Kellern ein,
nachts nur, tagsüber müsst ihr diese
Verstecke meiden. Ihr stürzt euch hinein in die Menschentrauben,
kommt manchmal ärmer wieder heraus.

Eure Gesichter sind nicht gemein, aber
ohne Lachen seht ihr greisenhaft aus.

Leseprobe mit Nachwort als PDF

Leseprobe:

Unsere Welt

Unsere Welt ist viel zu klein, als daß Neid und Ichsucht,
Konsummacht und Kriegslust sie unwiderruflich in eine leere Wüste verwandeln.

Die Welt ist kein Ball, mit dem wir aus Wut und Übermut spielen,
ihn so lange schlagen und treten, bis er gesichtslos und obendrein noch verspottet
auf haushohem Müllberg schließlich verrottet.

Die Welt ist zu schade, als daß wir sie in Stücke reißen, sie dritteln und vierteln.
Sie gehört grenzenlos allen, den Jungen und Alten, den Flinken und Lahmen,
den Ärmsten der Armen.

Laßt uns dieses Zuhause sorgsam behüten.

Wir müssen Bescheidenheit üben und endlich begreifen, daß diese gepeinigte Welt uns und alles Leben erhält.

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Leseprobe:
Standpunkte

Reicher Prasser

Ich nehme, was ich kriegen kann, gebe nichts ab, feiere die Feste, wie sie fallen,
gebe dem Chef, was dem gehört, ich bin der Chef.
Ich vergelte gleiches mit gleichem: Wuchermiete für alle.
Meine Linke weiß, was die Rechte tut, beide raffen zusammen.
Ich mache mir die Erde untertan, kaufe billig Land und vermarkte teure Eigentumswohnungen.

Ich liebe die Menschen, sie machen mich reich.

Armer Lazarus

Ich nehme vom Abfall, ich bekomme Abgetragenes und Schläge, ich "feiere" selten krank.
Meine ganze Arbeitskraft gebe ich anderen. Ich vergelte gleiches mit gleichem: 10% mehr Lohn für mich, 10% mehr für meinen Chef, ich bekomme 10 Mark mehr, er Tausende.
Meine Linke weiß nicht, was meine Rechte tut, sie ist leblos.
Ich mache mir die Erde untertan, ich sitze auf der Erde.

Ich liebe die Menschen, das reicht mir.

Weitere Leseprobe als PDF

Schöpfung blüht in unserer Hand

Leseprobe:

Stau!

Da stehen sie nebeneinander, die chromblitzende, hochgepowerte Eldelkarosse des Managers und die ächzende, schäbige Rostlaube der Studentin. Wenige Minuten vorher waren sie noch feindliche Brüder, der langsamere versperrte dem schnelleren den Weg. Nun harren sie nebeneinander aus.

Für alle gibt es kein Zurück, nur noch zähes, schrittweises Rücken nach vorn. Und zu unserem Erstaunen versöhnen sich die ungleichen Brüder miteinander. Der Nobelfahrer lüftet seinen Hut, sein verschwitzter Kahlkopf wird sichtbar. Das Gesicht enzspannt sich, der Fahrer lächelt vor sich hin, schaut zur Studentin herüber. Sie lächelt zurück.

Die vielen Autos haben verschiedene Ziele. Ein Ziel heißt "Sonne des Südens", das andere ist die Neuheitenmesse in der Großstadt, ein drittes ist ein begehrtes Festival. Andere kalkulieren klugerweise bereits die Verspätung mit ein.

Noch klügere aber sitzen gemütlich in der Eisenbahn und lassen die Kolonne aus blanken Autodächern einfach links liegen.

Unterwegs an diesem Tag

Der Verlag zum Buch:

Menschen sind unterwegs - Menschen der Bibel wie Mose oder Maria ebenso wie wir Menschen heute. Und unterwegs ist jeder - Tag für Tag seines Lebens.

Mit seinen Texten und Bildern will Paul Reding wach und hellsichtig machen für das Geschehen am Wege, für Chancen, Anforderungen, Gefährdungen.

Unterwegs sein heißt Standorte, Ausgangspunkte beziehen, für erreichbare Nahziele nach Möglichkeiten suchen, die uns und anderen - nicht auf Kosten anderer - ein Weiterkommen, eine eigene Entfalltung erleichtern.

"Eine Fülle von Gedanken ist in seinen Bildern angeschnitten. Sie wollen zu uns sprechen. Wir können sie lesen und deuten, können den Anruf akzeptieren oder vielleicht auch verwerfen. Auf alle Fälle spricht hier eine Mensch, der die Welt verändern möchte, indem er uns eine Spiegel vorhält."

F.C. Bath
Mindener Museum
MATTHIAS-GRÜNEWALD-VERLAG

zwischen gestern und morgen - mein heute

Unterwegs an diesem Tag

Das Buch, 1989 von der VEW in Dortmund herausgegeben, hat einen Umfang von 128 Seiten. 2016 gab es eine Neuauflage. Herausgeber: Honorarkonsul Heinz Fennekold, Dortmund.

Leseprobe:

Lebe,
damit deine Augen
sich endlich vorurteilslos
weiten für Friedenszeiten!

Lebe,
damit deine Ohren
Stimmen vernehmen, die von
Glück und Liebe erzählen!

Lebe,
damit deine Stimme
auf deiner Suche nach
innen nicht doch noch verklinge!

Eine weitere Leseprobe als PDF

Wagen und bewegen

Der Verlag zu diesem Buch:

Ecken und Kanten mit Verstand wegschleifen, Ideen, Erfinderlaune und Technikwissen einbringen, schlicht und einfach Träume verwirklichen. Das sind die Rezepte von Paul Reding. Rezepte, die uns helfen, eine lebenswerte Welt zu gestalten.

Mit seiner feinsinnigen Beobachtungsgabe und wohl formulierten Zeilen, schlicht und treffend zugleich, ohne Schnörkel, nur das wirklich Wesentliche darstellend, hat der sozial engagierte bildende Künstler und Schriftsteller erneut einen Gedichtband zusammengestellt, der es wert ist, gelesen zu werden. Über dessen Texte es sich lohnt, nachzudenken.

Eine Broschüre, die uns hilft, die großen und die kleinen Probleme unserer Welt zu erkennen und besser zu verstehen.

Ein Buch, das nachdenklich macht und machen soll - das aber ebenso Mut macht, motiviert und aktiviert.

Ein Buch eben, das anregt, etwas zu wagen und damit viel zu bewegen.

Leseprobe als PDF

Freund Regenbogen

Ich freue mich, wenn irgendwo über den grauen Schornsteinen der Fabriken, über den vieläugigen Betonsilos mein Freund, der Regenbogen, aufleuchtet.

Noch hat der Regenschauer nicht nachgelassen, noch zucken die Blitze aus den drohenden Wolkenwänden, der Donner rollt lautstark auf uns zu.

Aber die Sonne hat bereits die Wolken zur Seite geschoben, braucht Platz für übermütige Späße, malt uns im Nu den seifenblasenbunten Bogen hinein in das triste Grau.

Der Blick der Menschen löst sich vom nassen Asphalt, wird leichter, fliegt mit den weißen Tauben unseres Nachbarn hinein in den Bogen aus Gold, Purpur und Saphiren.

Träume machen sich selbständig in uns, nehmen Gestalt an, überflügeln uns, schweben davon. Es sind Kindheitsträume, Sehnsüchte, es sind Wünsche, die wir hineingeben in das gleißende Licht.

Mein Freund, der Regenbogen, wird für uns die Straße zum Glück, reckt sich hinein in unsere Zukunft, die da verborgen jenseits unserer Häuser liegt, hat er doch den besseren Überblick...

Lesen Sie bitte hier weiter im Buch im PDF-Format

Wo die Erde den Himmel berührt, da erleben die
Menschen nicht den sprichwörtlichen Himmel auf
Erden. Paul Reding hat Bolivien bereist. Seine Eindrücke, Erlebnisse und Erfahrungen hat er mit dem Zeichenstift auf dem Skizzenblock festgehalten und mit dem Kugelschreiber auf dem Notizblock. Aus den flüchtigen Skizzen sind inzwischen Bilder geworden und aus den knappen Notizen Texte. Einige von ihnen schlagen sich in diesem kleinen Buch nieder.
Wo die Erde den Himmel berührt - man kann das
wörtlich nehmen. Doch wenn Paul Reding in einemseiner Bolivien-Gedichte schreibt,

"Du willst nur noch hinauf
zu den federleichten,
nestgleichen Wolken
und noch höher steigen,
bis du den Himmel über dir
endlich erreichst ",

dann öffnet sich eine Dimension, die mehr erfasst
als nur das majestätische Hochland der Anden.
Es ist eine eher geistliche Dimension, in der
Paul Reding die Erde den Himmel berühren lässt.

Hoch oben im Eulenbaum

Wir alle nannten ihn einfach den "Eulenbaum". Ob jemals zu seinen Lebzeiten oben in den Wipfeln eine Eule ihr Nest eingerichtet hatte, war fraglich. Vielleicht flog irgendwann einmal ein verstörtes Käuzchen diesen Baum an, um dem eisigen Nordwind zu entfliehen, dem klatschenden Regen, den Kriegsstürmen mit den unberechenbaren Granateinschlägen. Das Wort "Eulenbaum" besaß in unseren fast kahlgeschorenen Kinderköpfen einen mehrdeutigen Klang: Abenteuer und Traum waren darin eingebettet, Weisheit und Angst.

Weisheit hatte mit Einsen im Zeugnis zu tun. Weisheit war unerreichbar für uns. Angst kam in den Spukgeschichten und Traumgeschichten der Großmütter vor. Angst sollte um uns lieber einen großen Bogen machen.
Wer von uns hatte jemals einer Eule leibhaftig gegenüber gestanden. Niemand. In der Schule kam uns das ausgestopfte, zerzauste Ding, dazu noch völlig eingestaubt, zu Gesicht. Trotz der Häßlichkeit und der stumpfgewordenen Glasaugen blieb der Eindruck von Weisheit bestehen, glaubten wir auch fest daran, dass dieses Tier bis in die entlegendsten Winkel dieser Welt zu schauen vermochte, auch hinein in die aufgewühlten, frühreifen Schülerherzen. Die Großen vor uns hatten sich mit einem schmutzigen Bretterverschlag in unserem Eulenbaum eingenistet. Wir Jüngeren waren ausgeschlossen von solchen Höhlen. Als wir dann an der Reihe waren, gab es weder Bretter noch Nägel für uns. Alles wurde gebraucht zum Abstützen von Ruinen und als Brennmaterial für den kaltgewordenen Kanonenofen.

Wenn ich heute unterwegs bin zu meinen Zielen, entdecke ich gelegentlich jenseits der Asphaltbahnen diese Ausweichquartiere der Kinder wieder, zurechtgemacht mit besten Verschalhölzern. Haben sich die Buden auch gewandelt, die knorrigen Bäume sind "Eulenbäume" geblieben, dort zwischen Waltrop und Wilhelmshaven, zwischen Nettetal und Weeze.
Diese Bäume stemmen sich gegen die Stürme der Zeit. Sie halten stand, sind sie doch "Eulenbäume".

Paul Reding

Mit Illustrationen von Paul Reding
Erschienen: 1994

LESEPROBE:

Wenn leis der Schnee vom Himmel fällt . . .

Wenn leis der Schnee vom Himmel fällt,
besinnt sich rings umher die Welt.
Dan sitzt man gern im trauten Zimmer
bei Kerzenschein und Lampenschimmer.

Man strickt und träumt still vor sich hin,
und manches zieht dann durch den Sinn .
Die Mutter las uns stets Geschichten,
wir Kinder schwelgten in Gedichten.

Das war ein Flüstern und Verstecken,
Geheimnisse in allen Ecken.
Wie lang ist`s her? Ich weiß es kaum,
die Jahre fliehen wie ein Traum.

Schön war`s! Doch liegt es schon so weit,
das Elternhaus, die Jugendzeit.
Bedenk' ich`s recht, dann wird mir klar,
wie schön Advent doch früher war!